Was kostet die Limmattalbahn wirklich?

Die Ausführungen in der az Limmattaler Zeitung vom 3.11.2015 waren so hanebüchen, dass wir unsere Bemerkungen für unseren zweitletzten Bericht aufgespart haben.

Unsere Antwort zu den sechs Punkten ist etwas länger ausgefallen. Als Schnellleser können Sie sich aber auf unsere in blau gehaltene Bemerkungen konzentrieren.

  1. Wie viel kostet die Limmattalbahn wirklich?
    az: Es werden einige Zahlen herumgeboten. Gerne auch die Zahl von 1 Milliarde Franken. Das ist falsch, schreibt die az. Abgestimmt wird über „Staatsbeiträge“ in der Höhe von maximal 646,6 Millionen Franken.
    Die Antwort der az ist falsch! Es wird nicht beantwortet, was die Limmattalbahn kostet. Es wird gesagt, worüber abgestimmt wird. Das ist nicht das Gleiche. Der Steuerzahler muss, abgesehen von den Billett-Einnahmen , für die Investitionen in Infrastruktur (geplant total CHF 755 Mio), Depot und Fahrzeuge sowie für die Betriebsverluste(Betrag unbekannt) aufkommen. Der Kanton Aargau trägt 178 bei. Und ohne Trams kann man wohl keine Bahn betreiben. >  Kosten Projekt Limmattalbahn Seite 1 und 2 (anklicken).

    az: Der Bund hat die Übernahme von 35 % der Kosten in Aussicht gestellt.>
    Falsch! Das Bundesamt für Verkehr hat erst zu einem Viertel der Strecke seine Zusicherung gegeben. Der restliche Teil ist wegen fehlender Planungsreife zurückgestellt. az: Der Kanton Aargau hat seine 178 Millionen bereits bewilligt.
    Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Kanton Aargau konnten nicht darüber abstimmen. Der Entscheid wurde vom grossen Rat gefällt.
    Das hätten auch der Zürcher Regierungsrat und der Kantonsrat so gewollt. Eine Volksabstimmung findet bei uns nur statt, weil dagegen das Volksreferendum ergriffen wurde.

    az: Der Kostendeckungsgrad von 60 bis 70 % wird von der Glattalbahn abgeleitet.
    Die Glattalbahn hat bis heute keine Erfolgsrechnungen veröffentlicht. Der Kostendeckungsgrad ist viel zu hoch angenommen und wird kaum realisiert werden können.

  2. Müssen die Steuern nach einem Ja zur Abstimmung erhöht werden?
    az: Die Gelder für die Limmattalbahn sind heute schon vorhanden und werden dem Verkehrsfonds entnommen.
    Wurde der Verkehrsfonds nicht auch mit Steuergeldern geäufnet? Die Folgekosten haben Steuererhöhungen zur Folge. Das Defizit der Limmattalbahn wird vom Kanton und den Gemeinden bestritten. Die Gemeinden werden für Bahnhaltestellen-Abfahrten vom Kanton zur Kasse gebeten, was Steuererhöhungen von 2 -3 % zur Folge haben dürfte.
  3. Ein Tram parallel zur S-Bahn?
    az: … Die Limmattalbahn erschliesst nämlich bevölkerungsreiche Quartiere und Gebiete, deren Entwicklung in Planung ist. …
    Die Überbauungen in Schlieren und das Limmatfeld sind auch ohne Limmattalbahn entstanden, werden aber bei allen Zukunftsangaben miteinbezogen. Es geht also um das Dietiker Niderfeld, etwas abseits vom Zentrum gelegen, und die immensen Gross-Überbauungen im aargauischen Spreitenbach. Müssen wir das den Aargauern  finanzieren? Wird das Niderfeld zu einem zweiten „leblosen“ Limmatfeld? Für die Entwicklung im Limmattal vom Niderfeld bis Killwangen sind die Ausgaben für die Investition und der Betrieb der LTB von Zürich-Altstetten bis Niderfeld unsinnig bzw. nicht gerechtfertigt.
  4. Geht’s auch ohne Limmattalbahn?
    az: Aufgezählt wird, wer alles Nein sagt.
    Es fehlt eine glaubwürdige Bedürfnisabklärung, d.h. eine transparente Analyse der erwarteten Verkehrsströme unter Berücksichtigung des möglichen Kapazitätsausbaus der bestehenden S-Bahn- und Busnetze im Limmattal. Auch für die Kantonsschule und das Spital Limmattal fehlen Bedürniszahlen.
    Alternative Verkehrsträger (umweltfreundliche und kostengünstigere Elektrobusse) und Szenarien fehlen. Das Projekt wurde so vorgelegt, wie es vor Jahrzenten geplant wurde.
    Es wird zudem spekulativ unterstellt, dass 60 % des ohnehin viel zu hoch geplanten Bevölkerungswachstums den ÖV benützen würden. Heute sind es im Limmattal gerade 21 %.
    Alternativen sind wirklich gefragt und möglich.
  5. Warum ein Tram und nicht Busse
    az: Hervorgehoben wird eine höhere Transportkapazität der Bahn und für die Busse, die sich im Mischverkehr bewegen, ein Eigentrassee separiert werden.
    Von Zürich-Farbhof bis Schönenwerd hat der Bus schon heute eine eigene Spur, die problemlos funktioniert. Weil ja keine Erhebung über die Verkehrsströme gemacht wurde, kann auch nicht gesagt werden, ob es sinnvoll ist, den ganzen Tag leer mit überlangen Stadtbahn-Zügen in der Gegend herumzufahren. Wohl kaum!
  6. Ist die Limmattalbahn sicher?
    az: Unfälle lassen sich nicht vermeiden. Doch die Planer suchen zu verhindern, dass die Unfallrate so hoch sein wird wie bei der Glattalbahn.
    Wir sind keine Schwarzmaler. Mitte dieses Jahres war zu lesen, dass die Verkehrsbetriebe Glattal entschieden haben, im Bereich der unfallträchtigen Kreuzungen das Tempo zu reduzieren. Die Bahn fährt dort nicht mehr mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde durch wie früher, sondern nur noch mit maximal 36. Auf Dauer sei das aber keine Lösung, weil das die Leistung der Bahn einschränkt und zu Verspätungen führt. Was ist jetzt?

Am sichersten ist die Bahn, wenn sie gar nicht fährt. Das muss die Limmatstadtbahn auch nicht, weil wir sie nicht brauchen.

Deshalb am Wochenende das überzeugte NEIN.

Schreibe einen Kommentar