Dietikon Getto des Kantons?

Leserbrief in der Limmattalerzeitung zur Frage “Limmatbahn oder Limmatbus“

Vor wenigen Tagen hatte man im Zentrum von Dietikon seit langem einmal das Gefühl, die stets propagierte „Lebensqualität“ würde tatsächlich zur Tatsache. Es waren die Tage, an denen die  BDWM infolge Arbeiten an den Gleisen, die Pendler per Bus transportieren musste. Deshalb herrschte hier im Zentrum von Dietikon ein Klima des Friedens. Kein Rumpeln, kein schrilles, nervöses und überhebliches Pfeifen, kein dominantes „jetzt komme ich“ – dafür lautloses, elegantes dem Verkehr angepasstes Vorbeifahren von wendigen Gelenkbussen. Es war eine Woche wie Sonntag!

Elektro-Gelenkbusse bilden klar die Zukunft des modernen innerstädtischen öffentlichen Verkehrs, denn sie passen sich dem Verkehrsvolumen, den städtebaulichen und bevölkerungsbedingten Entwicklungen an und verunstalten das Strassenbild weder mit Schienen noch mit Stromleitungen. Das Argument, dass ein Tram eine grössere Kapazität habe als ein Bus, ist lediglich für ein bis zwei Stunden am Morgen und Abend zutreffend. In der übrigen Zeit fahren Trams halb leer und vielerorts werden in den Zwischen- und Nachtstunden die Trams ja ohnehin durch Busse ersetzt. Mit dem Busbetrieb liesse sich gerade in Stosszeiten sogar der Verkehr aufteilen und über verschiedene Strecken abwickeln, allenfalls auch Direktverbindungen einrichten, immer klar nach dem Bedürfnis der Fahrgäste.

Weshalb will man stur an der Bahn festhalten, Bäume fällen, Trottoirs verengen und Fussgänger verärgern? Das sehe ich nun wirklich nicht ein, denn mit den blauen ZVV-Bussen sind wir in Dietikon doch bestens versorgt, können diese ja nach Bedarf ausbauen und den Bedürfnissen anpassen. Ich weiss nur, dass die Bevölkerung der Stadt Zug heilfroh ist, ihr „Monster“ – wie sie seinerzeit ihr Tram nannten – aus dem Zentrum verbannt und durch einen Busbetrieb ersetzt zu haben. Deshalb frage ich mich, ob es wirklich Sinn macht, den Pendlerstrom mit allen Mitteln ins Zentrum zu leiten? Wollen wir noch mehr Take-Aways, Littering und Ramschläden? Soll das Zentrum von Dietikon, mit viel zu vielen leeren Verkaufsläden und mit lauter gehetzten Pendlern, die ohnehin kaum etwas kaufen, letztlich zum Getto des Kantons werden? Fördert der sinn-und masslose Durchgangsverkehr eine positive Entwicklung unseres Finanzwesens? Oder werden wir Bürger und Steuerzahlende von Dietikon dereinst weitere Steuerprozente zu Gunsten des uns völlig unbekannten Pendlers zu berappen haben? Ich bin für jede konstruktive Antwort dankbar!

(Bild: Braunschweig bestellt Batterie-Gelenkbusse mit induktiver Ladetechnik. Siehe auch unser Beitrag vom 24. August 2014)

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