Unfallopfer werden missbraucht

Wir beginnen heute mit einer neuen Serie „Aus dem hohlen Bauch heraus geplaudert von…“ und kommentieren in lockerer Reihenfolge Leserbriefe und Stellungnahmen von Politikern, Fans der Limmattalbahn und anderen Schreiberlingen, die – ungetrübt von Sachkenntnissen –  aus den hohlen Bauch heraus in den Zeitungen schreiben oder sich in der Öffentlichkeit äussern. Diese Beiträge hätten teilweise längere Antworten zur Folge, die den Rahmen eines Leserbriefes sprengen würden und deshalb von den Zeitungsredaktionen leider nicht abgedruckt werden.

Heute: Nikolaus Wyss, Gemeindeparlamentarier GLP, Schlieren:
Unfallopfer werden für die Kampagne missbraucht

LeserbriefWyss

 In seinem Leserbrief in der az Limmattaler-Zeitung vom 29. Juli 2015 (bitte anklicken) versucht Wyss, die Gegner der Limmattalbahn in polemischer Art zu diffamieren.

 

Irene Brunner aus Schlieren hat Wyss am 31. Juli 2015 geantwortet. Sie hat uns Ihren Leserbrief freundlicherweise zur Verfügung gestellt:

Anscheinend beginnt Herr Wyss bereits mit dem Abstimmungskampf. Wie lange er den Leserbrief wohl in der Schublade gehabt hat? Pech nur, dass zu den letzten beiden schweren Unfällen der Glattalbahn kein LTB-Gegner in einem Leserbrief Stellung genommen hat. Das hat übrigens mit „polemischem Argumentieren“ nichts zu tun. Die Gefahr existiert real. Warum wohl hat man die zulässige Höchstgeschwindigkeit der Glattalbahn auf unter 40 km/h reduziert? Peinlich genug, dass es so lange gedauert hat, bis man auf diese Sofortmassnahme gekommen ist. Der Erfolg ist in einer geringeren Unfallzahl erkennbar. Die Limmattalbahn soll jedoch dereinst mit bis zu 60 km/h auch durch die Spitalstrasse brettern. Die Anwohner sind berechtigterweise besorgt. Und: So weit sind wir denn doch noch nicht, dass die Gegner der Limmattalbahn beweisen müssen, dass die Bahn besonders gefährlich ist. Die Antragsteller müssen hingegen in den Plangenehmigungsunterlagen unzweifelhaft darlegen, dass das Tram nicht gefährlich ist. Die Risikoanalyse zielt jedoch nur darauf ab, die Gefahren für das Tram und dessen Insassen zu minimieren. Die anderen Verkehrsteilnehmer bleiben im Sinne des Wortes „auf der Strecke“. Herrn Wyss rate ich dringend, Einblick in die Plangenehmigungsunterlagen zu nehmen. Vielleicht versteht er uns dann.

Irene Brunner

(Skulptur „Egon“ von Manfred Martin, Kiefernholz/Acryl. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Kunstgalerie Bachlechner, im Wiesental, 8962 Bergdietikon)

1 Gedanke zu „Unfallopfer werden missbraucht“

  1. Die Gefahren der Glattalbahn (VBG) kann man in regelmässigen Abständen der Presse entnehmen, so z.B. am 26.06.2014 der Limmattaler-Zeitung, nach einer Information der VBG: „Die Glattalbahn steht im Schweizer Unfall-Durchschnitt nicht gut da. Seit der Eröffnung der Glattalbahn ist es zu durchschnittlich 10 Unfällen pro Million gefahrener Tramkilometer gekommen. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 8,3 Unfällen.“ In den Jahren zuvor lagen die Unfallzahlen deutlich höher (2013: 14 Unfälle, 2012: 9 Unfälle, 2011: 13 Unfälle).
    Nachdem die VBG erfolglos verschiedene (!) Massnahmen ergriffen hatten, kam es nun zu einer Verbesserung weil vorübergehend an verschiedenen Orten eine drastische Geschwindigkeitsreduktion festgesetzt wurde, so lange bis als ultima ratio überall auf der ganzen Strecke 50 Barrieren montiert sind. In dieser Zeit verpassen die Reisenden ihre Anschlüsse.
    95 % des Trassees der VBG sind gesichert oder führen durch Tunnels oder über Brücken, wo bis jetzt keine Unfälle zu verzeichnen waren. Die meisten Unfälle passieren ausserhalb dieses Bereiches, was die Gefährlichkeit dieser Bahn noch unterstreicht.
    Der Direktor der VBG sagte zu dieser Unfallserie, dass es eben 10 Jahre dauere, bis sich die Bevölkerung an ein Tram gewöhnt habe…
    Das Sicherheitskonzept der Limmattalbahn basiert auf demjenigen der Glattalbahn, das immer noch laufend angepasst werden muss. Mir fehlt der Glauben an solche Planer! Der Anstand verbietet mir zu sagen, was ich von einem solchen Politiker halte.

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