„Das Etikett „Ruhrpott“ gehört endgültig über Bord geworfen“

Mein heutiger Leserbrief im Limmattaler-Tagblatt zur Analyse über die Strategische Allianz Limmattal, vom 30.Januar 2015:

Es ist ja lobenswert, dass die neu gegründete „Strategische Allianz Limmattal“ sich mit einer Stimme für die Anliegen des Limmattals einsetzen will. Wer aber dazu dieses „Etikett“ erfunden hat, hat mit der Wortwahl völlig daneben gegriffen und kennt weder das aufstrebende Ruhrgebiet, noch das schöne Limmattal.

Seit ich vor über 30 Jahren nach Dietikon gezogen bin, habe ich diese abschätzige Bezeichnung noch nie gehört. Ich habe mich deshalb in den letzten Tagen etwas umgehört. Niemand hat je von einem solchen „Etiketts“ gesprochen oder gehört. Mir jedenfalls ist das attraktive Limmattal ans Herz gewachsen. Ich schätze es, wenn ich in wenigen Minuten im Grünen bin und joggen, walken, wandern und die Natur geniessen kann.

Der Begriff „Ruhrpott“  ist ein despektierlicher Ausdruck für das Ruhrgebiet, die grösste Agglomeration Deutschlands, mit über 5 Millionen Einwohnern und einer Fläche von rund 4‘500 Quadratkilometern. Das Ruhrgebiet wird im Wesentlichen von mehreren zusammengewachsenen Grossstädten gebildet, entstanden durch die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert. Seit Beginn der Kohlenkrise 1957 befindet sich das Ruhrgebiet in einer anhaltenden Phase des Wandels. In einzelnen Zonen ist der Strukturwandel mit der Stilllegung von Zechen zu einem Naherholungsgebiet bereits abgeschlossen.

Ich erinnere mich an einen Besuch bei Freunden in Bochum und an deren Einladung zum Besuch des erfolgreichsten Musicals der Welt –  „Starlight Express“ –  aufgeführt in einem 1988 eigens dafür gebauten Theater. Nicht verwunderlich, dass das Ruhrgebiet im Jahr 2010 neben Pécs (Ungarn) und Istanbul sogar Kulturhauptstadt Europas war.

Bei uns ist es doch genau umgekehrt. Wertvolles, unersetzliches Kulturland soll zerstört und völlig überbaut werden. Sind wir nicht dabei, ähnliche Fehlplanungen einzuleiten, wie im vorigen Jahrhundert im Ruhrgebiet? Ist nicht gar zu befürchten, dass die Limmatstadt – durchgehend von Zürich bis Baden – eines Tages das „Etikett Limmatpott“ tragen könnte?