Grosssiedlungen von heute als Gettos von morgen?

In der az Limmattaler Zeitung vom 3. Oktober haben wir für Sie einen Aufsehen erregenden Leserbrief gelesen, der auch Leserinnen und Leser rund um die geplante Limmattalbahn interessieren dürfte:

Stadtentwicklung – Schlieren hat keine Angst vor der Urbanität

Die Limmattaler Zeitung hat umfassend und passend über den Workshop der Stadt Schlieren zum Thema Stadtentwicklung berichtet. Der Titel zum entsprechenden Artikel scheint jedoch ziemlich gesucht, man könnte direkt meinen, dieser sei vom Stadtrat Schlieren ausgewählt worden, um die „Urbanisierung“ sowie „Möchtegern-Gentrifizierung“ * der Stadtmitte von Schlieren ohne Rücksicht auf Verluste voranzutreiben. Die Schlagzeile „Schlieren hat keine Angst vor Urbanität“ reduziert nämlich die zahlreichen kontroverseren Aussagen am Abend des Workshops auf eine ziemlich einseitige – und daher nicht zulässige – Aussage.

Mich interessierte in der Schlussdiskussion im Plenum die Meinung der Städteplaner zu meiner Behauptung, ob grosse, gleichzeitig „urbanisierte“ Stadtteile nicht die Gettos von morgen seien, so wie das heute vielerorts in grossen, vernachlässigten Agglomerations-Siedlungen aus den 1960er- und 1970er-Jahren der Fall ist. Der Projektleiter des Stadtplanungs-Architekturbüros, Michael Heller, bestätigte dies: „Es dürfen in einer Stadt nicht zu viele Gebäude beziehungsweise Quartiere gleichzeitig neu gebaut werden, sondern es ist anzustreben, dass Häuser gleichmässig und laufend erneuert beziehungsweise neu gebaut werden“.

Wenn ich mir nun überlege, dass die Anzahl Wohneinheiten in Schlieren von 2008 bis 2012 um rund 20 Prozent gestiegen ist (bedenkliche Schweizerrekord), die allermeisten davon auch noch rund um die Goldschlägistrasse liegend, dann schwant mir Übles für die Zukunft.

Die gleichzeitig erstellten Grosssiedlungen von heute – die Gettos von morgen?

Der Presse entnommen von Hugo Panzeri.
Der Verfasser dieses ausgezeichneten Artikels fühlt sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und will nicht, dass sein Name auf unserer Webseite erscheint. (Ergänzung vom 5.11., 11:00)

* Als Gentrifizierung bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel bestimmter grossstädtischer Viertel im Sinne einer Abwanderung ärmerer und eines Zuzugs wohlhabenderer Bevölkerungsgruppen. Parallel kommt es zu einem Anstieg des Wohnpreisniveaus. Gutes Beispiel sind die Londoner Docklands (Anmerkung der Red., gemäss Wikipedia).

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